Unsere Pfarrkirche birgt neben den Ihnen bekannten Heiligenfiguren noch eine besondere Sehenswürdigkeit, die in einem Neu-Rokoko-Schrein geborgen ist. Es ist ein Fatschenkind, das auf Jesus, den neugeborenen Gottessohn verweist.Es wurde vor über 200 Jahren gebaut.
Wir hatten es viele Jahrzehnte in der alten Sakristei vergessen. Als wir im Jahr 2012 unser Pfarrhaus abgerissen haben, wurde es wiederentdeckt. Wir hatten uns entschlossen das Fatschenkind ab 2016 wieder in der Weihnachtszeit aufzustellen. Damit kam gleichsam der Neugeborene Christus wieder in unsere Pfarrkirche.
Leider war der Erhaltungsstand unseres Fatschenkindes sehr schlecht. Damit wir es auch zukünftig aufstellen können war eine Restaurierung notwendig. Deshalb haben wir auf Empfehlung des stellvertretenden Leiters des Diözesanmuseums den Restaurator Marcus Steidle in Rottenburg beauftragt, eine behutsame Restaurierung vorzunehmen.
Bedeutung und Tradition, des Fatschenkindes:
Der Evangelist Lukas beschreibt im Weihnachtsevangelium das Jesuskind "in Windeln gewickelt". „Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“ Die Darstellung des Jesuskindes als Fatschenkind ist seit dem 3. Jahrhundert üblich. Die Tradition des Fatschenkind geht also bis in die frühe christliche Zeit zurück.
Man hat damals den gesamten Leib des Säuglings und die Arme mit Bändern umwickelt, weil man glaubte, dass er dadurch bessere Gliedmaße bekäme. Das Fatschen der Kleinkinder war bis in das 19. Jahrhundert üblich. Der Begriff Fatschen leitet sich aus dem lateinischen fascia für Binde oder Wickelband ab. Entsprechend wurde dann auch das Jesuskind dargestellt.
Auch zu dem seit dem Mittelalter belegten Brauch des Kindelwiegens gehörte ein Fatschenkind.
In der Kirche war eine Krippe aufgestellt, in der ein Fatschenkind lag. Kinder tanzten vor ihm und sangen Weihnachtslieder, das Jesuskind wurde dabei in der Krippe gewiegt oder von Arm zu Arm gereicht. Die Menschen machten damit deutlich, dass der unsichtbare, ewige allmächtige Gott in diesem unscheinbaren kleinen Kind Mensch geworden ist. Besonders beliebt war hierbei das aus dem 14. Jahrhundert stammende wunderschöne Lied "Josef, lieber Josef mein, hilf mir wiegen mein Kindelein". Es geht auf diese Tradition zurück. Die Gemeinde demonstrierte damit anschaulich die Aufnahme Christi unter die Menschen.dd
Zu Weihnachten 2017 haben wir unseren Altaraufsatz, der eine Krippe enthält erstmalig wieder in der Kirche aufgestellt. Die Predella war mit den Figuren Bestandteil eines Seitenaltars unserer Kirche (näherses dazu lesen sie hier).
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